Umgeben von bunten Korallen, Schwämmen und farbenfrohen tropischen
Rifffischen tauchen mein Buddy und ich die Steilwand von Jemeluk entlang. Eine
leichte Strömung bewegt das glasklare, sonnendurchflutete Wasser. Innerhalb von
Sekunden hatte sich der Himmel über uns verdunkelt und wir sehen zur
Wasseroberfläche hinauf. Am Horizont erscheint eine silbrige und pulsierende
Siluette, die sich wie ein Kreisel zu drehen scheint und sich wie ein einziger
großer Körper bewegt. Doch besteht dieser große Organismus aus tausenden
einzelner Fische, die sich zu einem Schwarm zusammengefunden haben. Wir fragen
uns, wo dieser Schwarm so plötzlich hergekommen ist. Die Choreographie ist
perfekt. „Dann plötzlich vollzog der
Schwarm eine Korrektur seiner Position um wenige Grad, die alle Tiere kollektiv
vollführten und die Leiber schmiegten sich noch enger aneinander.“ Welcher der Fische hatte dieses Signal zur
Kurskorrektur entsendet? In einem Schwarm sind alle Fische gleichberechtigt.
e-mail: halloscuba@yahoo.com
Es
gibt weder ein Leittier dem alle folgen noch einen festen oder zugewiesenen
Platz. Jeder Fisch besetzt jede Position und daher findet keine Spezialisierung
noch zentrale Steuerung statt. Auffällig ist, dass Schwärme die Tendenz haben zu wachsen und sich zu verdichten. Die Tiere suchen Schutz in der großen Gruppe, die sie als Einzeltier nicht haben. Es stellt sich dem Betrachter die Frage, woher
wissen die Fische jedoch in welche Richtung sie zu schwimmen haben, wenn es hier in
dieser Gruppe keinen Anführer, kein Leittier gibt. Taucht man in einen Fischschwarm hinein, so
ist dies jedes Mal wieder eine einzigartige Erfahrung. Die Wand
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Amed Scuba, Büffelkopfpapageienfische |
aus Fischen
öffnet sich vor dem Taucher und schließt sich lautlos hinter ihm. Die
Fische nehmen den Taucher furchtlos und ungestört in ihre Mitte auf und gehen weiterhin ungestört,
geschäftig ihrem Treiben nach. Die Gruppe nimmt daher auch frende Fischarten auf und muss nicht auf eine einzige Art beschränkt sein. Abstand halten die Fische nur vor den
Luftblasen, die der Pressluftflasche des Tauchers entweichen. Der Schwarm ist ein dynamisches
Gebilde und bleibt immer in Bewegung. Typische Schwarmfische folgen ihrem
angeborenen Schwarmtrieb. Im Schwarm zu schwimmen muss weder von ihnen erlernt
noch geübt werden. Der Trieb im Schwarm zu schwimmen ist ihnen angeboren und
bietet ihnen den nötigen und gesuchten Schutz innerhalb der Gruppe. Der Wissenschaftler Craig Reynolds
arbeitet an mathematischen Modellen, um Schwärme am Computer zu simulieren. Die
Computersimulation zeigt drei Regeln, denen die Schwarmbildung folgt:
1. Kohäsion
Bewege dich in Richtung des Mittelpunkts derer, die du in deinem Umfeld siehst.
2. Separation
Bewege dich weg, sobald dir jemand zu nahe kommt.
3. Alignment
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Amed Scuba, Fischschwarm im Japanischen Schiffswrack |
Bewege dich in etwa in dieselbe Richtung wie deine Nachbarn.
Vorteile bringt das Schwarmverhalten, da die Fische entspannter ohne
Angst fressen können, paarungsbereite Partner in unmittelbarer Nachbarschaft zu
finden sind und Tarnung vor möglichen Fressfeinden.
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Amed Scuba - Zum Schutz der Tiere wird ein Schwarm gebildet |
Dadurch ist ein Schwarm die fast perfekte Methode um zu
überleben. Ein Raubfisch wird es in der sich ständig verändernden Masse nicht
schaffen, sich auf ein einzelnes Individuum zu konzentrieren und gezielt danach
zu schnappen. Gefressen werden die Fische, die den schützenden Schwarm
verlassen, da sie nicht in der Lage sind dessen komplexe Bewegung zu folgen.
Für Räuber sind sie dann eine leichte Beute. Auch kann ein Räuber nur eine
begrenzte Anzahl Fische fressen. Statistisch steigt dadurch die
Überlebenswahrscheinlichkeit eines Schwarmfisches.
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Amed Scuba - Eine Gruppe hat die Tendenz zu wachsen und sich zu verdichten |
Auch muss ein einzelner Fisch immer wachsam sein und nach
Räubern Ausschau halten. Diese Zeit kann er nicht zum Fressen nutzen. Die
vielen Augen in einem Schwarm sind effektiver und geben mehr Zeit zum Fressen
und zur Paarung.
Doch auch Schwärme werden aufgerieben. Mit weit
aufgerissenen Mäulern
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Amed Scuba, Fischschwarm |
schwimmen Haie mit hoher Geschwindigkeit in die
Fischleiber. Immer und immer stoßen sie in den Schwarm hinein. Ein paar Fische
erwischen sie immer, aber ihr Ziel ist es, den kompakten Schwarm zu
deorganisieren und seine Struktur zu zerstören. Einzelne Fische oder kleine
Gruppen sind dann eine leichte Beute Schwärme ziehen auch viele Räuber an.
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Amed Scuba - Fische und ihr Schwarmverhalten |
Der klassische Schwarmfisch hier in Amed ist wohl die
Großaugenmakrele, aber auch Büffelkopfpapageienfische bilden große Schwärme
aus, wenn sie ihr Nachtlager verlassen. Doch nicht nur friedfertige
Planktonfresser organisieren sich auf diese Weise, auch Raubfische wie der
Barrakudas bilden Schwärme aus, um miteinander gemeinsam zu jagen. Da spricht
man dann allerdings von "Schulen", aber wo ist der Lehrer? Auch die
Hammerhaie vor Cocos Island im Ostpazifik schwimmen in Schwärmen –
Entschuldigung, Schulen herum Anderswo sind Hammerhaie ausgesprochene Einzelgänger.
Fürchten sie sich alleine?
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Amed Scuba, Makrelenschwarm |
Nicht nur im Meer, auch an Land bilden Tiere große Gruppen,
weil sie im Kollektiv sicherer sind als ein Individuum. Bei Säugetieren nennt
man sie nicht Schwärme oder Schulen, sondern Herden. Bei Insekten und Vögeln
wiederum schon. Da kenn sich noch einer aus!
Schwärme sind wie eine große Tanzveranstaltung ein Ort
leicht auf einen potentiellen Partner zu treffen, um sich kennen zu lernen und
um sich fortzupflanzen ohne nach einem räumlich weit entfernten und verborgenen
Partner zu suchen.
http://www.amedscubabali.com
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