Samstag, 20. April 2013

Nusa Penida - Manta und Mondfische

Nusa Penida – Die Insel der Dämonen

Liebe Grüße aus Bali von Amed Scuba


Die Sonne ist noch nicht aufgegangen und wir nach Nusa Penida aufbrechen, wo drei Inseln direkt nebeneinander liegen. Wir finden diese versteckten Perlen im Südosten Balis inmitten der Straße von Lombok, die Bali von Lombok durch einen tiefen Wassergraben scheidet. Gleichzeitig bildet diese sogenannte Wallace Linie eine geographische Trennlinie zwischen der australischen und eurasischen Platte, die deren Tier- und Pflanzenwelt voneinander abgrenzt. In Folge zeichnet sich die Unterwasserwelt durch besonderen Artenreichtum aus. Die Meeresströmung kann hier teilweise recht heftig und kühl sein, denn es fließen riesige Wassermassen vom Pazifik in den Indischen Ozean und bringen Nährstoffreiches Wasser mit sich.
Manta in Nusa Penida - Amed Scuba Tauchreise
sitzen bereits im Bus, der uns zu unserem Schnellboot und damit zu einem von Balis berühmtesten Tauchplätzen bringen soll. Nusa Penida, Nusa Caningan und Nusa Lembongan.
Nusa Penida ist heute unser Ziel, denn wir wollen Mondfische und Mantas sehen und die Insel selbst ein wenig erkunden. Die Tauchplätze in Nusa Penida sind berühmt für ihre an der Südspitze der Insel anzutreffenden Manta Putzerstationen, in denen regelmäßig Teufelsrochen anzutreffen sind. Von Juni bis Oktober lassen sich in den Buchten der Insel ebenfalls Mondfische - Mola molas - sichten. Mondfische gehören zur Familie der Kugelfische und sind mit einer Größe von bis zu drei Metern die größten lebenden Knochenfische der Erde. Trotz ihrer Größe haben Mondfische nur einen
Mola Mola in Chrystal Bay - Amed Scuba Tauchreise
kleinen Mund, mit dem sie zum Beispiel Quallen als Nahrung einsaugen. Normalerweise leben Mola molas im kalten Wasser und oftmals in großen Tiefen, jedoch tauchen sie regelmäßig in Bali bei Nusa Penida und bei Candi Dasa bei den Inseln Tepekong, Mimpang und Biaha auf, um sich dort an bestimmten Plätzen reinigen zu lassen. Die Putzerstation von Chrystal Bay befindet sich in ca. 40 Meer Tiefe und die Strömung kann in dieser Bucht recht heftig werden, darüber wurden wir bereits im Vorfeld von unserer Tauchschule informiert. Die Tauchgänge werden nur erfahrenen Tauchern erlaubt und getaucht wird früh am Morgen bei auflaufender Flut. Nur ein bis zwei Taucher sind mit einem Divemaster unterwegs, welcher die Plätze sehr gut kennt. Eine Rückwärtsrolle und mein Atem stockt, denn das Wasser ist hier wirklich eisig, verglichen mit den warmen Plätzen von Amed und Tulamben. Im Juli kann die Wassertemperatur schon mal auf 19 Grad fallen, berichtet uns unser Instruktor, der sich vorsichtig im kristallklaren Wasser der Bucht in die Tiefe vortastet. Die Zeit ist in dieer Tiefe knapp bemessen. Tong tong, erklingt der Stab am Tank unseres Gruppenleiters. Und die ersehnten Mondfische tauchen direkt vor uns an einer Steingruppe in ca. 45 Meter Tiefe auf. Es ist kaum zu glauben, wie riesig sie sind und wie klein ein Mensch neben ihnen aussieht. Unsere erhofften Fotos schießen wir, als wir unserem Diveguide bis in 35 Meter Tiefe - dicht an der Wand bleibend - folgen. Hier wachsen viele schöne und intakte Hartkorallen im oftmals strömungsreichem Wasser. Wir haben Glück, denn lange Zeit ist uns in der großen Tiefe nicht beschert, aber beim Sicherheitsstop in nur fünf Meter Tiefe taucht noch einmal einer dieser Riesen direkt vor uns auf und lässt sich zum Abschied mit der Kamera ablichten.
Mondfisch in der Putzerstation - Amed Scuba Tauchreise
Entlang von hoch aufsteigenden Kalksteinfelsen an der Südküste von Nusa Penida fahren wir zu unserem zweiten Tauchplatz, der uns in nur maximal 15 Meter Tiefe Mantas schenken soll. Als wir am Tauchplatz ankommen, können wir die Giganten bereits direkt an der Wasseroberfläche entlang schwimmen sehen. Es hält uns kaum an Bord. Ungeduldig würden wir am liebsten sofort ins Wasser springen, aber unser Diveguide weißt uns in seinem Briefing noch einmal darauf hin, dass die sensitiven Tiere nicht berührt werden dürfen auch wenn sie sehr dicht an einem vorbeischwimmen. Und dann ist es endlich so weit. Bereits beim Abtauchen sehen wir die ersten Mantas neugierig um uns her kreisen. Wer beobachtet hier eigentlich wen? Mit ihren sieben Metern Spannbreite schwimmen die Riesen in ihrem schwarzen Galaanzug elegant um uns herum. Ich fühle mich unendlich glücklich und drehe mich im Wasser. Werde ich hier etwa imitiert, frage ich mich, als der Manta mir in der Bewegung folgt. Und es beginnt ein kleiner Tanz mit den am Bauch recht unterschiedlich gefärbten Tieren, die scheinbar ebenso viel Spaß an den Tauchern haben wie wir an ihnen. Immer wieder nähern sie sich und drehen umeinander und um uns herum und filtrieren dabei noch Plankton aus dem Wasser. Zwei unglaublich beeindruckende Tauchgänge!
Mondfisch in Nusa Penida - Amed Scuba Rundreise
Touristisch erschlossen ist Nusa Penida trotz wunderschöner weißer Sandstrände hingegen nicht. Für Balinesen stellt die Insel einen ihrer wichtigsten Pilgerorte dar. Nusa Penida selber gehört zu Bali und in alter Zeit wurden hierher unliebsame und aufrührerrische Balinesen als Gefangene deportiert. Der Insel sprechen die Balinesen daher auch eine besondere Magie zu.
Das Fastboot bringt uns nach PED in den Norden von Nusa Penida, wo wir unseren dritten Tauchgang des Tages entlang eines flach in große Tiefen abfallenden und wundervoll mit Korallen bewachsenen Hanges starten. Wir driften entspannt entlang von fantastischen bunten Korallenformationen. Unter einer Tischkoralle entdecken wir eine riesige Schildkröte. Sepien und Oktopusse tarnten sich in den sehr gut erhaltenen Korallen und eine schwarz-weiß gestreifte Seeschlange schlängelt sich gemächlich zwischen den Korallen hin und her. Das Boot folgt uns in der Strömung und nimmt uns am Ende des Tauchganges wieder sicher auf. Nach einer kleinen Stärkung geht es für unsere kleine Gruppe weiter. Auf Nusa Penida
Schildkröte - Amed Scuba Tauchreise
wartet bereits ein Transportmittel zur Weiterfahrt. Denn wir wollen diesen Tag auf der Insel verbringen und ihre größte Sehenswürdigkeit besichtigen. Unser Chauffeur kennt sich auf den schlechten und engen Straßen der Insel gut aus und wir fahren entlang der Küste und ihren im Meer befindlichen Ager Ager Plantagen zu Nusa Penidas wohl interessantestem Tempel - Giri Putri.
Um den Eingang dieses heiligen hinduistischen Tempelkomplexes zu erreichen, erklimmen wir zunächst einige ungleichmäßige und recht hohe Stufen. Der Pilger erreicht auf der Spitze eine kleine Öffnung zwischen den Felsen und wir lassen uns vorsichtig hineingleiten in den Einstieg der 262 Meter langen heiligen Höhle. Am Höhleneingang, bewacht von einem hinduistischen Priester, befindet sich der erste Schrein, der die drei Personifikationen von Siva symblolisiert und ein für Hindus heiliges Relikt vom Elefantengott Ganesha beherbergt. Ganesha ist der Sohn von Shiva und Pavati und gilt den Hindus als Überwinder aller Hindernisse. Die Ganesha Figur besitzt einen menschlichen Körper auf dem ein Elefantenkopf thront.
Weißer Sandstrand von Nusa Penida - Amed Scuba Tauchreise
Als Shiva nach langer Reise zu seiner Frau Pavati heimkehrt, die gerade im Bade weilt, verweigert ein junger Mann Shiva den Eintritt zum Bade seiner Ehefrau. Shiva, der seinen Sohn nicht erkennt, schlägt ihm den Kopf ab, woraufhin die entsetzte Mutter ihren Ehemann aufklärt. Nach erfolgloser Suche nach dem Schädel seines Sohnes, läuft Shiva ein Elefant über dem Weg, dem er sogleich den Kopf abschlägt und seinem Sohn aufsetzt. Auf diese Weise erhielt Ganesha seinen Elefantenkopf, der ihn zum Überwinder aller Hindernisse werden lässt. Die Ödipus Geschichte einmal anders herum erzählt!
Der schmale Eingang der Höhle Giri Putri ist eine im Durchmesser ungefähr 70 cm große Öffnung im Fels, in die man sich einzeln hindurch zwängen muss. Passiert man diesen Höhlenmund und den darauf folgenden flachen Tunnel, eröffnet sich dem Betrachter ein atemberaubend schöner Anblick, wenn sich vor ihm eine riesige Höhle öffnet, deren Durchmesser sicherlich um die 60 Meter misst.
Eingang zum Höhlentempel von Nusa Penida
Die Höhlendeckenstruktur weißt scharfe Stalaktiten auf und beherbergt tausende von Fledermäusen. Der Höhlenboden hingegen ist gefüllt mit großen Felsenblöcken. Entspannt kann man von Schrein zu Schrein zwischen ummantelten Felsenblöcken und an einem Höhlensee entlang wandern. Die Balinesen bitten hier um Erfolg, Reichtum und Glück in ihrem Leben und dass das Gute und das Böse im Ausgleich gehalten wird und eine Balance im Leben existiert. Der zweite Schrein des Höhlentempels ist Ratu Gede Nusa geweiht, dem historisch überlieferten Herrscher von Nusa Penida, der der König der Dämonen und der bösen Geister darstellt und über Penida herrschte. Er ist der Patron der Balinesischen Hexen und verbreitet Leiden und Krankheiten. Dieser Herrscher muss von den Balinesen durch Opfer gnädig gestimmt werden, damit nichts Böses passiert. Gut und Böse müssen in Bali im Ausgleich gehalten werden, daher muss nach Ansicht der Balinesen auch zum Bösen gebetet werden, aus Respekt und damit diese einen verschonen und vor Unglück bewahren. Entlang von verschiedenen Schreinen durchwandern wir die Höhle. Der Giri Putri Tempel endet in einer kleinen grünen Schlucht, wo unser Fahrer bereits auf uns wartet.
Eingang zum Höhlentempel in Nusa Penida
Das Schnellboot holt uns am folgenden morgen nach dem Frühstück von Nusa Penida ab, wo wir die Nacht verbraucht haben und wir fahren, die Gezeitentabelle im Auge zu unserem ersten Tauchplatz vor Nusa Lembongan. Blue Corner ist bekannt für seine sehr starke Strömung. Abhängig von den Gezeiten können sich hier die Tauchbedingungen sehr ändern und sind daher ebenfalls nur erfahrenen Tauchern zu empfehlen. Auch hier sollte um den Gezeitenhöchststand getaucht werden, um der starken Strömung ein wenig auszuweichen. Bei einem negativen Einstieg tauchen wir ohne Verzögerung zu einem Felsen hinab, der uns Tauchern Strömungsschatten bietet. Danach driften wir entlang eines Steilhanges mit vielen kleinen und mittleren Überhängen und in einen breiten Canyon,
Höhlensee in Giri Putri - Tauchreise Amed Scuba
der sich in ca. 40 Meter Tiefe befindet. Hier befindet sich wieder eine Wimpelfisch–Putzerstationen, doch leider werden wir nicht mit Mola molas
belohnt, aber mit .einem atemberaubend schönen Korallenbewuchs. Trotzdem hat das Tauchen hier etwas von einer Wildwasserfahrt an sich. Die drei Inseln haben viele wundervolle Tauchplätze, die es zu besichtigen gilt. Einer meiner Favoriten ist sicherlich Mangrove. Auch wenn wir hier ebenfalls recht schnell an den Korallen driften, belohnt uns ein wunderschöner Korallenbewuchs in nicht allzu großer Tiefe. Etwas weniger Anstrengend und mit einem ähnlichen Korallenbewuchs bestückt sind die Tauchplätze SD, PED oder Toyapakeh am Kanal von Caningan. Das Tauchen an den Inseln sollte man nicht verpassen, aber ich verstehe heute auch besser, warum der Bootsmad während der Fahrt kleine Blumenopfer in das Meer entlässt. Sicherlich auch, um die Dämonen der Strömung gütig zu stimmen und für die göttlichen Geschöpfe, mit denen wir auf unseren Tauchgänge belohnt wurden.
Fischerboot vor Nusa Lembongan












Fotos der Mantas, Mondfische und Schildkröte von Viktoria Kleyer Padi Instructor
Fotos von Nusa Penida von Christine Sbick

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen