Bali ist ein Paradies für Unterwasserfotografen auf der Suche nach ungewöhnlichen
Clownfrogfisch in Amed |
kleinen Lebewesen, die verborgen und gut getarnt zumeist im schwarzen Vulkansand
leben. „Muck-Diving“ nennen wir diese Tauchgänge, die vor allem in trüben oder
schlammigen Gewässern stattfinden. Ziel unserer fotografischen Jagd: So genannte
Critter, also kleine und bizarr aussehende Meereslebewesen.
Mimik Oktopus |
Mimik Oktopus |
Unterwasserfotografen ist der
grösste Verwandlungskünstler der
Tierwelt, der seltene Mimik Oktopus. Zu
ihm gesellt sich ein Meer an wunderschönen
Nacktschnecken, Geisterpfeifenfischen,
Schaukelfischen, Geistermuränen
und Anglerfischen – genauer gesagt klitzekleinen
Krötenfischen. Diese seltsam
geformten Winzlinge machen den Charme
aus von Puri Jati, Secret Bay, Seraya,
Melasti, Amed, Tulamben und noch vielen anderen unbenannten
Tauchplätzen vor Bali, die die
perfekte Motivpalette für jeden Makrofotografen
bieten.
Muck-Diving ist eine Form des Tauchens, die zunächst mal wenig gemein hat mit
dem Klischee von tropischen Tauchgebieten.
Statt Korallengärten und grossen bunten
Fischschwärmen trifft der Taucher auf
zumeist deutlich eingeschränkte Sichtweiten
in einer wenig inspirierenden
Unterwasserlandschaft. Der auf den ersten Blick
obendrein gespickt mit allerlei Abfall beginnend
mit Autoreifen über balinesische
Zeremonienüberreste bis hin zu Plastikmüll.
Doch wer diese Art des Tauchens
liebt, der gleitet im Zeitlupentempo vorsichtig
Krötenfisch |
jeden Unrat, um nach getarnten bizarren
Winzlingen zu suchen, die sich darunter verstecken
könnten. Neben der Lembeh
Strait im äussersten Norden Sulawesis
hat sich auch Bali zu einem Geheimtipp
für „Muck-Diving“ – frei übersetzt
„Schlamm tauchen“ – entwickelt. Für Un -
terwasserfotografen sind diese ungewöhnlichen
Spots ein Paradies – ein Paradies
der kleinen Monster.
Mit Amed Scuba auf Critter-Suche
Auch in der Ghost Bay, am Spot Melastiund sogar um das riesige Wrack der US
Denise-Zwergseepferdchen (Hippocampus denise) |
Zwerg-Seepferdchen (Hippocampus bargibanti) |
Jagd gehen. Es ist nichts Ungewöhnliches,
wenn man beim Abtauchen zum
Wrack kleinen Krötenfischen, Harlekin-
Geisterpfeifenfischen, Harlekin-Garnelen
oder auch einem Mimik Oktopus begegnet.
Entspannt und mit ruhigem Flossenschlag
Krötenfisch |
– schwimmt Diveguide Brata über
den dunklen, aus Geröll und vulkanischem
Sand bestehenden Boden. Wie eine
Meditationsübung mutet es an, wenn der
balinesische Divemaster des Amed Scuba
Tauchzentrums mit seinen vor dem Körper
verschränkten Händen langsam vorwärts
gleitet und dabei seinen Kopf hin
und her bewegt. Akribisch tasten seine
Augen den Untergrund nach irgendeiner
ungewöhnlichen Bewegung, Farbe oder Form ab. Hat sich da etwas
bewegt neben dem mit Algen
bewachsenen Reifen?
Gehören die abgerundeten
Umrisse unter den verhedderten
Seilen vielleicht zu
einem Krötenfisch oder einem
Geisterpfeifer, der kopfüber
parallel zum Seil treibt?
Schaukelfisch |
Spurensucher, der ungewöhnlichen
Strukturen folgt, sie beobachtet
und seine Schlüsse daraus zieht. Unter
Wasser ist Brata der Boss. Seine Augen
funktionieren aussergewöhnlich gut.
Dann ein Griff zum Stab, und es macht
„klong-klong“ am Tank. Jetzt weiss unsere
kleine Tauchgruppe: Brata hat einen
weiteren Critter gefunden, und die Blicke
der Taucher folgen seinem Zeigefinger.
Ob es diesmal wohl ein Anglerfisch, eine
Geistermuräne, ein Schaukelfisch, eine
Garnele oder gar ein Zwergseepferdchen
ist? Dann sehen auch wir den im Sand gut
getarnten fransigen Haufen, der im ersten
Moment abgestorbenem Seegrass gleicht,
und der fortan im Mittelpunkt unseres
Interesses steht: Ein „Zottiger Anglerfisch“,
nur wenige Zentimeter gross, der
aussieht, als wären ihm am ganzen Körper
Haare gewachsen. Wenig belustigt scheint
er uns anzugähnen. Ein Verteidigungsmechanismus,
wie uns Christine, die Biologin
und Leiterin der Basis hinterher er klärt. Grösse wird dadurch vorgespielt. Während die
Tauchgäste sich noch über den kleinen Krötenfisch
beugen, ihn bestaunen und Fotos schiessen, screent
Brata mit geübtem Blick bereits weiter den Untergrund.
Amed Scuba,
die ganz besondere Basis
Grundel |
Amed Scuba. Die kleine Basis unter deutscher Leitung
hat sich zu einer der beliebtesten Basen der Insel
entwickelt. Empfehlungen der Kunden auf Tauchernet
und anderen Online-Plattformen sprechen
eine deutliche Sprache über die Begeisterung der
engagierten Crew fürs Tauchen im Allgemeinen und
für die Unterwasserbewohner im Speziellen. Individuelle
Betreuung wird hier gross geschrieben. Immer
wieder kommen die zufriedenen Gäste hierher
zurück, um mit dem ebenso erfahrenen und wie liebenswertem
Team von Amed Scuba in familiärer
Atmosphäre abzutauchen. Besonders beliebt sind
die inselüberspannenden Tauchreisen von Amed
Scuba, auf denen man die unterschiedlichsten
Tauchplätze Balis besuchen kann und dank der
Unterbringung an den weit auseinander liegenden
Spots nur kurze Anfahrtszeiten hat.
Besonders gut ist Amed Scuba auf Unterwasserfotografen
auf der Suche nach dem Besonderen vorbereitet.
Getaucht wird nur in kleinen Gruppen. Fotografen
tauchen hier nur mit Fotografen zusammen,
damit sie sich ausreichend Zeit für ihr Foto nehmen
können. Andere Taucher sind mit einem weiteren
Guide unterwegs. Nach dem Tauchen stehen grosse
Lexika zur Verfügung, und man kann mit der Biologin
Christine über das Gesehene philosophieren. „Unseren Guides kann man sogar einen Wunschzettel
überreichen, und sie werden ihr Bestes tun und
nicht ruhen, bis sie das Gewünschte gefunden haben“,
sagt die Basenleiterin nicht ohne Stolz. Auf
diese Art taucht auch der italienische Unterwasserfotograf
Fabio Strazzi. Bevor Fabio mit Diveguide
Brata loszieht, zeigt er ihm seine Liste mit Namen
und Bildern, und Brata erklärt, an welchem Tauchplatz
die beste Chance besteht, diesen oder jenen
Critter zu finden und abzulichten. Dann ruht Brata
keinen Augenblick. Nach 6 Tagen und 20 Tauchgängen
haben die beiden Fabios lange Liste „abgearbeitet“,
und stolz präsentiert Fabio seine wunderschöne
Ausbeute. „Nächstes Jahr bin ich wieder da!“ Einige
seiner gestochen scharfen Bilder will der Perfektionist
noch einmal wiederholen, und bestimmt steht
dann noch weitere Spezies auf seiner Liste.
Der Blick auf das Besondere
Fast jeder Wunsch an bizarren Lebensformen kann
von Amed Scuba erfüllt werden. Schliesslich wartet
kaum ein anderes Gebiet weltweit mit einer solchen
Dichte an bizarren Kreaturen auf wie die Critter
Spots vor Bali. „Die Artendichte ist neben der Lembeh
Street einmalig!“ verspricht Basenleiterin Christine.
Obwohl die angesagtesten Tauchgebiete Balis
direkt vor ihrer Haustür liegen, die mit farbenprächtigen
Hart- und Weichkorallen verzaubern, steuert
das Tauchcenter auf Anfrage auch gerne die Secret
Bay, Puri Jati, Seraya Secret, Melasti und andere
Muck-Tauchplätze von Nordosten bis Nordwesten
des Inselparadieses an. „Ich verstehe es selbst
nicht“, erzählt Brata. „Rund um die Liberty, Gili Selang,
Amed, Bunutan und Menjangan gibt es Riff-haie, Thunfisch- und Barrakudaschwärme
oder riesige Muränen. Ab und zu kommen
sogar Delphine, Mondfische und Mantas
vorbei. Trotzdem zählen die Muck-Diving
Plätze mittlerweile zu unseren beliebtesten
Spots.“ Brata, der neben Englisch
auch fliessend Japanisch spricht, ist die
Begeisterung anzumerken: „Es ist wundervoll,
wie verrückt die Taucher auf die
Critter sind. Manche scheinen fast süchtig
nach Anglerfisch und Co. zu sein“, sagt
der studierte Künstler, dessen Bilder und
Skulpturen bereits mehrfach auf Bali ausgestellt
worden sind. „Das Suchen, das
Finden, das Zeigen – es ist wie mit einem
Bild. Man sucht nach der perfekten Harmonie.
Und diese kleinen Monster gehören
einfach dazu.“ Der Anglerfisch sei
übrigens sein Liebling, erklärt Brata, während
er dessen Gang und Atembewegung
imitiert. Er habe sogar schon Angerfische
bei der Paarung beobachtet, wenn die Angel
wild zu zucken und Blitze auszusenden
scheint – ein für ihn unvergesslicher
Augenblick!
Es gibt viel zu zeigen
und zu erklären
Nur wenige Meter hinter dem zottigen
Anglerfisch stösst Brata auf einen kopfüber
schwimmenden Harlekin-Geisterpfeifenfisch,
rot-weiss gestreift und beinahe
transparent. In seiner grazilen
Schönheit ist er eines der beliebtesten Fotomotive
seiner Gäste. Wieder macht es
„klong-klong“, dann das erneute Blitzlichtgewitter.
Geisterpfeiferfisch |
zusammen mit den hier anzutreffenden
Seenadeln und Pygmäenseepferdchen zur Familie der Pfeifenfische, die allesamt
Meister der Tarnung sind. Die bevorzugte
Umgebung wird perfekt in Farbe, Muster
und Form nachgeahmt. Die Tiere bewegen
sich möglichst wenig und verlassen sich
ganz auf ihre Unsichtbarkeit“. Die Hausbiologin
hat nach jedem Tauchgang viel
zu erklären, während wir unsere Fotos
sichten.
Warum gerade die Sandflächen von Puri
Jati, Seraya Secret, Secret Bay, Melasti
oder vor der US Liberty derartige Lebewesen
anziehen, kann die Biologin auch
nicht mit letzter Sicherheit sagen. Allerdings
scheint das Einfliessen von Flusswasser
eine gewisse Rolle zu spielen,
ebenso das grosse Nahrungsangebot infolge
der stark spürbaren Gezeiten. Auch
das Fehlen von grösseren Fressfeinden
und die guten Versteckmöglichkeiten sind
von Bedeutung. „Oftmals sind es kleine,
schwache Tiere oder solche, die sich nicht
von der Stelle bewegen können“, erklärt
uns Christine. Ihre Formen scheinen sich
auf dem Lavasand geradezu aufzulösen.
Die Anpassung an ihren Lebensraum erfolgt
dabei auf unterschiedliche Weise. Oftmals besitzen die im Lavasand lebenden
Tiere einfach die Farbe grau bis dunkel
sandfarben. Die Seezunge hingegen
kann sowohl ihre Farbe ändern als auch
das Muster und die Struktur des Untergrundes
auf ihrem Körper widerspiegeln.
Mit Hilfe ihrer Chromatophoren vollzieht
sie die Anpassung an den jeweiligen
Untergrund binnen kürzester Zeit. Auf
feinem Sand präsentiert sie ein feinkörniges
Farbmu ster, auf grobem Sand grossflächigere
Flecken. Partnergarnelen, die
auf Seeanemonen leben, haben einen
anderen Mechanismus entwickelt: Sie
sind durchsichtig und haben weisse Punkte
auf dem Schwanz und auf der Seite.
Damit kann der Körper von einem Jäger
nicht mehr als zusammenhängende
Struktur erkannt werden.
Bei unseren Muck-Tauchgängen wird es
uns keine Sekunde langweilig. Ausser -
dem haben ja auch die Korallengärten
Balis gleich um die Ecke noch viel zu erzählen.
I N F O B L O C K :
AMED SCUBA TAUCHZENTRUM
Adresse & Kontakt:
Amed Beach
Karangasem
Tel. +62 (0)81999123847,
halloscuba@yahoo.com und
sbick@gmx.de
I N F O B L O C K :
Sekret Bay (Gilimanuk)
Die Bucht befindet sich im Fährhafen Balis imNordwesten der Insel, von wo aus Transportschiffe
Bali und Java verbinden. Das Wasser
ist dort kälter und die Sicht deutlich schlechter.
Unter Zivilisationsdreck versteckt sich ein
nur magerer Fischbestand. Auch Korallen gibt
es kaum. Man taucht in einer durchschnittlichen
Tiefe von etwa 10 Metern. Was der
Taucher aber hier an kleinsten und ungewöhnlichen
Lebewesen finden kann, das
ist sagenhaft.
PJ (Puri Jati)
Nahe der Stadt Seririt liegt der Ort idyllischan der Küste eingebettet in wunderschöne
Reisfelder. Ein Entenwirt treibt sein Federvieh
in die Felder, wo diese sofort beginnen,
schnatternd das Wasser zu filtrieren. Nur ein
paar Meter weiter taucht man in einer Tiefe
von etwa 15 Metern an einem sehr langsam
abfallenden Hang zwischen im Sand angesiedelten
Krustenanemonen. Die Sicht kann
dabei sehr schlecht aber auch glasklar sein.
Auch hier ist der Bestand an ungewöhnlichen
Kreaturen exorbitant hoch.
Seraya Secret
Ein Hotspot für ungewöhnliche Kreaturen istauch der zwischen Tulamben und Amed gelegene
Tauchplatz Seraya Secret. Überall, wo
hier keine Korallen gedeihen, kann man auf
dem sandigen Terrain interessante Lebewesen
entdecken. Der Tauchplatz mit einer
durchschnittlichen Sichtweite von 15 Metern
fällt langsam in grosse Tiefen ab, wo mitunter
im kalten Wasser auch einmal Fuchsund
Hammerhaie auftauchen können
AN- UND EINREISE:
Taucher bewältigen den Langstreckenflug bis Denpasar am besten mit Malaysia
Amed Scuba heißt Sie herzlich Willkommen in Bali |
angemeldetes Tauchgepäck ohne Aufpreis.
Für den Urlaubsaufenthalt in Indonesien ist ein noch sechs Monate gültiger
Reisepass erforderlich; das 30-Tage-Visum (25 US-$) wird bei der Einreise erteilt.
Vor dem Rückflug wird eine Servicegebühr von 150 000 Rupien (ca.
12 Euro) fällig.
REISEZEIT:
Bali eignet sich ganzjährig als Reiseziel. An der Nordküste fallen selbst während
der Regenzeit (Dezember–März) weniger Niederschläge als anderswo; von Ende Mai bis November regnet es gar nicht. Die Monate Oktober–November
und April–Mai gelten als die beste Reisezeit. In der Periode Juni–August
ist es gewöhnlich etwas kühler und windiger als sonst.
EMPFEHLENSWERTE LITERATUR:
BEIGOTT, S., BRAUN, O. (2012): Bali & Lombok.
Michael Müller Verlag, Erlangen.
Dieser hervorragende Reiseführer bietet eine Fülle detaillierter
Informationen. Für seine herausragende Qualität spricht, dass
die Autoren dieses Werkes mit einem ITB BuchAward 2013 in der Kategorie
DestinationAwards Indonesien ausgezeichnet wurden
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