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Christine Sbick für Amed Scuba |
Von Bali aus gelangt man nach Sulawesi am Abend mit dem Flugzeug von Air
Asia innerhalb von nur 1,5 Stunden Flugzeit. Ich lebe seit einiger Zeit
auf Bali und arbeite dort für die
Tauchbasis von Amed Scuba
und helfe dort, Reisen in andere Regionen zu organisieren. Von Amed
Scuba aus bin ich aufgebrochen, um das Land der Toraja zu erkunden und
unseren Freunden näher zu bringen. Nach ungefähr acht stündiger Fahrt
über enge gewundene Straßen von Makassar über Pare Pare
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Ke´te Kesu: Wohnhäuser mit Reisspreicher |
nach Rantepao, erreichen wir heute morgen unser Ziel -
Das Land der Toraja. Noch sind wir etwas Müde von der anstrengenden nächtlichen Fahrt und erfrischen uns kurz, aber nach der Dusche und kurzem
Ausstrecken auf dem Bett, sind wir alle fit, das Torajaland zu erkunden und zu entdecken. Unser Fahrer Welly ist hier als Toraja geboren, aber seine Eltern zogen
bereits in seiner Kindheit nach Makassar, da es in Makassar bessere
Arbeitsmöglichkeiten für Indonesier gibt. Stellt doch Makasar das Tor
zwischen Ost- und Westindonesien dar. Auf diese Weise habe ich die
einmalige Möglichkeit und Chance das Land der Toraja mit Hilfe der Augen eines Einheimischen
zu sehen. Und natürlich habe ich viele Fragen zur Kultur der Toraja.
Eine Kultur die mich fasziniert und gleichzeitig befremdet. Faszinierend
ist es zu sehen, wie unterschiedlich Totenkulte ausgebildet sind. Wie
Menschen mit dem Tod umgehen, aber als befremdend empfinde ich auch wie
weitreichend der Einfluss des Jenseits bereits auf das Diesseits hat und
so wandere ich im wunderschönen Land der Toraja zwischen den Toten, die
das Leben der noch Lebenden durch den Vollzug ihrer Kulte auch
begrenzen und Kapazitäten
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Schnitzkunst am Reisspeicher (Alang) |
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Tongkonan - Wohnhaus mit Büffelhörnern |
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Torajahäuser in Ke´te Kesu |
binden und eine Weiterentwicklung begrenzen. Im Land
der Toraja gibt es unterschiedliche Klassen, wie mir Welly unser
Reisebegleiter berichtet. Die Zugehörigkeit der Klasse ist bereits
historisch und wird bedingt durch den Landbesitz. Es gibt reiche
Landbesitzer (Tokapua), Großpächter (Tomakaka "großer Bruder") und
Kleinpächter und Kleinbauern (Tobuda). Der Landbesitz ist auch heute mit
Geldbesitz automatisch gekoppelt. Die alten Strukturen und Traditionen
werden bis heute gepflegt und eingehalten. Die starre Sozialstruktur
wird auch durch die gepflegten Traditionen aufrecht erhalten.Interessant
sind die ungewöhnlichen Holzhäuser und die Begräbniszeremonien, die
hier im Lande der Toraja stattfinden, so führt uns unser erster
kleiner Ausflug nach Ke´te Kesu, das wohl das best erhaltene Torajadorf
der Gegend ist. Ke´te Kesu ist berühmt für seine Schnitzkunst, die der
Besucher an den Wohnhäusern, den sogenannten Tongkonan, und den ihnen
gegenüber stehenden Reisspeichern, den sogenannten Alang, bewundern
kann. Der Reisende bekommt eine beeindruckende Architektur vor Augen
geführt. Die traditionellen Toraja Häuser besitzen Dächer in Schiffsform
und die Häuserreihen verlaufen parallel in Ost-West-Richtung. Kein
Nagel wurde für den Bau in traditioneller Bauweise verwendet. Die
Wohnhäuser weisen nach Norden und sollen ihren Göttern entgegen blicken. Die Wohnhäuser Tongkonan sind genau wie die Reisspeicher Alang
auf Pfähle gebaut und schweben über der Erde. Das Dach besteht aus
übereinander gelegten Bambusschichten erinnert an die Form eines
Schiffes. Die vorderen Stützbalken der Wohnhäuser sind mit zahlreichen
Büffelhörnern geschmückt, die über die soziale Stellung der Bewohner
Auskunft geben. Die Büffelhörner
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Tongkonan stehen auf Stelzen |
stammen von vorhergegangenen Beerdigungszeremonien. Je
mehr Büffel auf einer Beerdigung geschlachtet worden sind, desto höher
ist das Ansehen, das seine Bewohner genießen. Die Außenwände sind mit
geschnitzten geometrischen Ornamenten in den Farben Rot, Schwarz, Weiß
und gelb verziert.
Ein Weg zwischen den Häusern führt uns auf die
Rückseite der Wohnhäuser und entlang von Verkaufsständen in ein grünes
Tal zu einer Felswand, in der es die historisch sehr alten hängenden
Gräber der Toraja zu sehen gibt. Bereits auf dem Weg in der Schlucht
treffen wir auf weitere Häuser, die den Toraja allerdings nicht als
Wohnhäuser dienen, sondern als Mausoleun, wo ihre verehrten Toten ihre
letzte Ruhestätte gefunden haben. Vor den Häusern und in einer kleinen
Höhle in den Felsen findet der Reisende sogenannte Tao Taos, lebensgroße
Figuren aus Ananasholz, die den Toten im Alter seines Lebensendes
darstellen und sehr lebensecht anmuten. Ihr Preis beträgt um die
Dreimillionen Rupien.
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Botane (Totenhaus oder Mausoleum) |
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Tao Tao |
An der Felswand findet der Besucher die sogeannten hängenden Gräber. Bereits
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Hängende Gräber |
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Kunstvoll geschnitzter Holzsarg |
unten am Fuße des Aufstiegs erkennt man Grabstätten
und Särge. Man schreitet eine Treppe hinauf zu einer Höhle. Über einem
befinden sich viele hängende, teilweise sehr aufwändig geschnitzte
Holzsärge. Aus den verwitterten ragen bereits Schädel und Knochen hervor
und auch dem Boden liegen verstreut Knochen von Verstorbenen. Die
wichtigsten Ereignisse in den hiesigen Familien ist die Geburt, die
Hochzeit und der Tod. Diese Zeremonien müssen dem Stande gemäß
ausgerichtet werden. Bei Zeremonien der Mittelschicht (Tomakaka),
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Teurer Albino Bulle im Toraja Land |
die drei Tage dauert, werden vier bis zwölf Büffel
getötet. (Name des Festes: Dipatallung Bongi) Besonders wertvoll sind
die Albino Büffel, von denen bereits ein einzelner den Preis eines
Mittelklassewagens in Indonesien hat. Bis zu 260 Millionen Rupien,
umgerechnet 20.000 Euro kostet so ein Büffel mit blauen Augen. Die
schwarzen Büffel hingegen sind bereits für "nur" 100 Millionen Rupien zu
erhalten. Bereits bei der wohlhabenderen Mittelschicht wird 5 Tage
gefeiert und dementspechend mehr geopfert. (Name des Festes: Dipalimang
Bongi) Stierkämpfe werden bei den einwöchigen Dipapitung Bongi
veranstaltet. Hier werden auch traditionelle Tänze aufgeführt, um die
Besucher zu begrüßen, berichtet mir Albertine, eine junge Toraja, der
ich mit ihrem Kind begegne und die großes Interesse auch für andere
Kulturen zeigt. Dirapai ist das größte Totenfest. Diese sehr selten, da
unglaublich teure Begräbnisfeier wird sehr selten von der Oberschicht
den Tokapua abgehalten. Sie wird in zwei hälften von je einer Woche
unterteilt. Jede Hälfte dauert eine ganze Woche, wobei auch Unterkünfte
für die Besucher gebaut werden. Der Umfang des Festes und der
geschlachteten Tiere ist unbezahlbar und wahrscheinlich auch kaum
bezahlbar. Welly berichtet mir, das sich die Familien Bullen von anderen
Familien ausleihen, die dann als Gegenleistung bei der nächsten
Beerdigung von der Familie wieder gestellt werden müssen.
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Christine Sbick |
Hinterher
werden die Toten in ihren aufwendig geschnitzten Särgen beerdigt. Bei
den hängenden Gräbern werden die Särge an Holzgestellen in die Felswände
gehängt und die aus Ananasholz gefertigten hölzernen Abbilder der
Verstorbenen werden in deren Kleidern aus Tao Tao Figuren vor die
Felswände in dort hineingemeißelte Höhlen gestellt. Oftmals stehen die
Tao Tao nicht alleine sonder in Gruppen. Oft werden von den Angehörigen
Wertgegenstände ins Jenseits mitgegeben, um den geliebten Angehörigen das
Leben im Jenseits zu erleichtern. In der Vorstellung der Gläubigen
verbleiben die Toten auf der Erde, müssen jedoch auf die lange und
gefährliche Reise nach Puya,
einem mythischen Ort weit im Süden hinter
dem Horizont, ausgestattet werden. Der Weg nach Puya beginnt im Tunnel
einer Felsenhöhle. Erreichen die geliebten Verstorbenen tatsächlich nach
langer Reise Puya so werden sie dort von den auf der Erde erbrachten
Opfern ernährt. Es besteht für die Seelen jedoch auch die Möglichkeit,
wenn die erforderlichen religiösen Rituale der lebenden Verwandten
durchgeführt worden sind, den heiligen Berg Bambapuang zu besteigen und
dadurch in die Oberwelt eingehen. Dadurch ergibt sich für die
angehörigen ein starker sozialer und religiöser Zwang, der ihre
Kapazitäten stark bindet.
Für weitere Fragen zur Reise stehen die Mitarbeiter von
Amed Scuba gerne zur Verfügung!
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