Liebe und Tod auf Bali
Liebe auf Bali und die Bali Gigolos, Beach Cowboy´s oder Bali Beach Boys.
Auch hier in Amed hat das eine bedeutende Rolle eingenommen.
Freundschaft, Unterhaltung und Romance. Die Jungs sind süß, witzig und
lieb. Erzählen von ihren gebrochenen Herzen und bekommen die
Aufmerksamkeit von den
Reisenden und häufig zahlen diese auch nach ihrer Abreise mit Geld oder
mit Liebeskummer. Tagsüber wird gelassen gearbeitet oder auch nicht und
nachts getrunken, Gitarre gespielt und die letzten Liebeslieder
gesungen. Viele der Jungs hier aus Amed, Jemeluk und Lippah haben eine
westliche Freundin und gleichzeitig schweigt die Ehefrau und die Familie
daheim. Warum? Sollte sie sich
scheiden lassen, so verliert die Ehefrau die Unterstützung der Familie,
in die sie hinein geheiratet hat und wo sie nach der Eheschließung
hingezogen ist. Aber noch viel wichtiger, sie verliert ihre eigenen
Kinder, denn diese müssen im Elternhaus des Ehemannes verbleiben. Also
wird in der Regel geschwiegen. Leider ist das mittlerweile hier in Amed
auch keine Ausnahme mehr. Viele der Boys haben die still schweigende
Ehefrau daheim und gleichzeitig die meist zahlende westliche Freundin.
Kommt die Freundin zu besuch, so wird die Ehefrau kurzerhand zu ihren
Eltern in den Urlaub geschickt oder sie wird als Schwester ausgegeben.
Fragt man die Jungs, ob sie verheiratet sind, sagen sie nein, aber auch die Freunde werden für sie schweigen. Im Dorf wird sicherlich nichts gesagt, denn man möchte ja keinen Ärger haben.
Bali ist sicherlich ein Paradies auf Erden! Aber auch im Paradies gibt es eben auch die Schlange. Entwicklung ist notwendig und Erfahrungen müssen gemacht werden. Aber bei allem! Passt gut auf Euch auf!
Gestern kam der Wind vom Meer und die Balinesen sagen, das nimmt dem Körper die Energie. Daher sei es gut in Bewegung zu bleiben. Mich macht der Regen ebenfalls ruhig, aber ich genieße die Zeit mit einem guten Buch und einer Menge Tee.
Heute Morgen ist die alte Großmutter meiner Nachbarn gestorben. Sie war bereits sehr alt, wie mir hier alle sagen. Ein genaues Alter kann man hier auf Bali jedoch nur selten angeben, denn die Geburten fanden und finden teilweise immer noch zu Hause statt und ein Geburtenregister gibt es nicht.
„Das Ende der Geburt ist der Tod. Das Ende des Todes ist die Geburt. Das ist Gesetz.“ So steht es in der Bhagavadigita, dem „Gesang des Erhabenen“ in der Schrift der gläubigen Hindus. Die Hindus glauben, dass der Körper nur eine schwache, vergängliche und unreine Hülle für die unsterbliche aber ebenfalls unreine Seele ist. Aus ihrer Sicht hält sich diese Seele noch so lange im Körper des Verstorbenen auf, bis sich der Körper in seine fünf Grundelemente aufgelöst hat. Nach balinesischer Auffassung ist das Leben daher nur ein kurzes, vorübergehendes Dasein in sich wiederholender Evolution der unsterblichen Seele. Viele der Balinesen glauben fest daran, dass sie im kommenden Leben auf jeden Fall eine bessere Inkarnation als die diesige erreichen werden. Daher ist der Tod für sie nicht endgültig sondern der der freudige Neubeginn der geistigen Wiedergeburt. Aber natürlich wird heute in der Familie getrauert und die Menschen, die meine alte Nachbarin kannten und besonders ihre Familie ist traurig über den Verlust, aber sie werden auch versuchen die Seele der Verstorbenen frei zu setzen, indem sie sie später verbrennen. Doch bis dahin ist es noch viel Zeit, denn der balinesische Kalender weißt dafür die besten Tage aus. In der Regel liegen diese um den August. Aber auch das Geld, das für eine teure Verbrennung erst einmal gespart werden muss, gibt die Zeit an, wie lange der Leichnam in der Erde liegen muss.
Heute wird die alte Frau aufgebahrt und die Nachbarn kommen vorbei. Um 16 Uhr soll die Beerdigung noch am selben Tag stattfinden. In den Tropen ist dies auch aus hygienischen Gründen sehr wichtig, aber für die Trauer und den Abschied lässt dies wenig Raum. Zuvor wird die Frau gewaschen, eingekremt. Die Creme besteht aus einer Mischung aus Salz, Essig, Reismehl und Sandelholz. Ihr gesamter Körper wird in einen weißen Tempelsarong wie in ein langes Gewandt gewickelt und darüber trägt sie ihren eigenen Sarong um die Hüften gewickelt und ihre Hände werden über der Brust gefaltet. Die Handgelenke der Toten werden mit einer Art Ritualgeld, den so genannten Kepengmünzen geschmückt und auf die Augen wird Glas und auf die Nase wohlriechende bunte Blüten auf die Zähne, Arme und Beine werden Nägel gelegt. Alle dieser Schmuck hat eine Rituelle Bedeutung und die Frau des Priesters, der auf dem Berg lebt, leitet dieses Ritual mit großer Kenntnis. Nach der Wiedergeburt sollen die Augen wie Spiegel strahlen, die Zähne, Arme und Beine sollen hart wie Eisen sein und der Atem so rein wie der Blütenduft. Danach wird die Verstorbene noch am selben Tag der Erde übergeben. Dazu wird nachher eine Prozession zum Friedhof in Amed stattfinden, wo die Verstorbenen auf einem Bambusgestell, dass gerade gebaut wird, aufgebahrt und von den Dorfeinwohnern zu ihrer vorläufigen Ruhestätte getragen wird. Nachdem die Begleiter zurück nach Hause kommen, waschen sie sich im Meer, um den Körper, der durch den Kontakt mit der Toten als unrein gilt, zu reinigen. Vor jedem Haus glimmt die Nacht über eine Kokosnuss, die die verstorbene Seele daran hindern soll, in ein Haus einzudringen und keine Ruhe zu finden. Nachdem sie sich in Erde aufgelöst hat, muss der Körper noch zu Luft, Feuer, Wasser und Atmosphäre werden. Die Religion legt die Menschen hier schon ein wenig in Fesseln, denn sollte der verstorbene Körper diese Prozesse nicht durchlaufen, weil ihre Kinder kein Geld für die Prozessionen haben, so bringt dies Nachteile für die Enkelkinder der Verstorbenen. Die meisten Balinesen sind gezwungen den Körper erst einmal zu begraben und mit der unglaublich teuren Verbrennung zu warten bis die Familie genug Geld hat oder sich mehrere Familien zusammen finden. Dies kann Jahre dauern, bis das für die Verbrennungsfeier nötige Geld zusammen gekommen ist. Manche Familien verkaufen sogar ihr Land, um die Verbrennung durchführen zu können. Viele der ärmeren Familien schließen sich zu Massenverbrennungen zusammen, um die anfallenden Kosten für die Verbrennungsfeier zu verringern.
Die eigentliche Verbrennung stellt nur den Höhepunkt der Feierlichkeiten dar, denn bereits Monate vorher wurde vom Priester im Kalender ein günstiger Zeitpunkt für die Zeremonie festgelegt. Auch meine Nachbarn auf der gegenüberliegenden Seite haben so eine Zeremonie vor sich und suchen bereits Käufer für ihr Land in Bunutan.
Kommt dieser Zeitpunkt so wird der Leichnam des Verstorbenen wieder ausgegraben oder seine Überreste und in einen hölzernen Turm (Wadah) gebettet und in lustigen Zeremonien zum Verbrennungsplatz getragen. Die balinesischen Teilnehmer einer solchen Totenverbrennung scherzen und lachen, sie sind fröhlich und ausgelassen, denn an diesem besonderen Tag wird die Seele des Verstorbenen endlich befreit und kann ein neues Leben beginnen. Die Höhe des mit buntem Papier verkleideten Bambusturms richtet sich nach dem Stand des Verstorbenen. Heute darf dann keine Träne mehr fließen, es muss ein lustiger Tag sein, der die Seele nicht an die Erde bindet sondern ihr ermöglicht den Körper zu verlassen. Dazu spielt eine Gamelan-Gruppe, Opfergaben werden bergeweise aufgebahrt und je nach Kastenzugehörigkeit wurde filigran ein Tier für die Verbrennung geschnitzt. Dieses Tier stellt den Kremationssarg dar (Patulangan). Meist handelt es sich dabei um einen ausgehöhlten Baumstamm, der mit Stoffen und buntem Papier verkleidet ist. Das Tier kann je nach Kastenzugehörigkeit ein weißer Stier oder weißer Bulle sein oder ein geflügelter Löwe, ein Hirsch oder Elefantenfisch. Am Verbrennungsplatz werden die Überreste des Verstorbenen in dieses Tier mit den Opfergaben hinein gegeben. In nur wenigen Minuten geht dann alles in Flammen auf. Ist alles heruntergebrannt wird die Asche wieder eingesammelt und in einer festlichen Prozession dem Meer übergeben. Erst dann ist die Seele vollständig vom Körper befreit.
Auch wir wurden Zeugen solch einer großen Verbrennung. Stirbt ein Angehöriger einer hohen Kaste, so wird er in einem weißen oder in einem schwarzen Stier verbrannt. Das Ereignis wird mehrere Tage gefeiert und kostet die Angehörigen Unmengen von Geld, die in der Regel nur durch Landverkauf zu finanzieren. In einem hohen Holzturm tragen die Verwandten und Freunde den Sarg mit dem Leichnam unter Gamelan Klängen von Lippah aus zum Verbrennungsplatz am Meer. Dabei drehen sich die Träger des Bambusgestelles, auf dem der Sarg ruht, um die bösen Geister abzuschütteln und um die Seele des Verstorbenen zu verwirren, damit sie nicht wieder Heim findet, sondern sich auf den Weg in die nächste Inkarnation macht. Als das Bambusgerüst endlich neben dem Verbrennungsgerüst niedergelassen wird, holen die nächsten Angehörigen den Sarg aus dem Turm und platzieren ihn in dem künstlerisch gestalteten schwarzen Stier, der im Anschluss in Flammen aufgehen soll. Der Verstorbene gehörte einer hohen Kaste an, daher wird er in einem Stier in Flammen aufgehen.
Die Verbrennung stellt jedoch nur den Höhepunkt der Toten-Zeremonien statt, die von Kaste zu Kaste und von Ort zu Ort verschieden aussehen, aber immer sehr beeindruckend sind. In der Religion und im Glauben der Hindus Balis ist fest verankert, das das Leben aus drei Ebenen besteht. In der Oberwelt leben die Götter und er stellt ebenfalls den Aufenthaltsort der vergöttlichten Ahnen dar (Pura Puseh, den Himmel), wir Menschen leben auf der so genannten Mittelwelt (Pura Desa, der Erde) und dann gibt es im balinesischen Glauben auch noch die Unterwelt, in der die Dämonen und die Todesgöttin Durga hausen und die täglich durch Opfergaben beruhigt werden muss (Pura Dalem, der Hölle).
Mit dem Tod fällt der Mensch in diese Unterwelt und wird zum Diener des Totengottes Batara Yama. Die Seele des Verstorbenen irrt so lange in der Nähe des Verstorbenen umher, bis der Körper beerdigt und damit der Unterwelt zugeführt wird. Bei der späteren Ausgrabung vor der Verbrennung gewinnt auch die Seele des Toten wieder Einlass in die Menschenwelt und erfährt erst dann endgültige Erlösung, wenn der Körper den Flammen überantwortet worden ist. Dann wird der Körper seinem Ursprung und die Seele Gott zurückgegeben.
Fragt man die Jungs, ob sie verheiratet sind, sagen sie nein, aber auch die Freunde werden für sie schweigen. Im Dorf wird sicherlich nichts gesagt, denn man möchte ja keinen Ärger haben.
Bali ist sicherlich ein Paradies auf Erden! Aber auch im Paradies gibt es eben auch die Schlange. Entwicklung ist notwendig und Erfahrungen müssen gemacht werden. Aber bei allem! Passt gut auf Euch auf!
Gestern kam der Wind vom Meer und die Balinesen sagen, das nimmt dem Körper die Energie. Daher sei es gut in Bewegung zu bleiben. Mich macht der Regen ebenfalls ruhig, aber ich genieße die Zeit mit einem guten Buch und einer Menge Tee.
Heute Morgen ist die alte Großmutter meiner Nachbarn gestorben. Sie war bereits sehr alt, wie mir hier alle sagen. Ein genaues Alter kann man hier auf Bali jedoch nur selten angeben, denn die Geburten fanden und finden teilweise immer noch zu Hause statt und ein Geburtenregister gibt es nicht.
„Das Ende der Geburt ist der Tod. Das Ende des Todes ist die Geburt. Das ist Gesetz.“ So steht es in der Bhagavadigita, dem „Gesang des Erhabenen“ in der Schrift der gläubigen Hindus. Die Hindus glauben, dass der Körper nur eine schwache, vergängliche und unreine Hülle für die unsterbliche aber ebenfalls unreine Seele ist. Aus ihrer Sicht hält sich diese Seele noch so lange im Körper des Verstorbenen auf, bis sich der Körper in seine fünf Grundelemente aufgelöst hat. Nach balinesischer Auffassung ist das Leben daher nur ein kurzes, vorübergehendes Dasein in sich wiederholender Evolution der unsterblichen Seele. Viele der Balinesen glauben fest daran, dass sie im kommenden Leben auf jeden Fall eine bessere Inkarnation als die diesige erreichen werden. Daher ist der Tod für sie nicht endgültig sondern der der freudige Neubeginn der geistigen Wiedergeburt. Aber natürlich wird heute in der Familie getrauert und die Menschen, die meine alte Nachbarin kannten und besonders ihre Familie ist traurig über den Verlust, aber sie werden auch versuchen die Seele der Verstorbenen frei zu setzen, indem sie sie später verbrennen. Doch bis dahin ist es noch viel Zeit, denn der balinesische Kalender weißt dafür die besten Tage aus. In der Regel liegen diese um den August. Aber auch das Geld, das für eine teure Verbrennung erst einmal gespart werden muss, gibt die Zeit an, wie lange der Leichnam in der Erde liegen muss.
Heute wird die alte Frau aufgebahrt und die Nachbarn kommen vorbei. Um 16 Uhr soll die Beerdigung noch am selben Tag stattfinden. In den Tropen ist dies auch aus hygienischen Gründen sehr wichtig, aber für die Trauer und den Abschied lässt dies wenig Raum. Zuvor wird die Frau gewaschen, eingekremt. Die Creme besteht aus einer Mischung aus Salz, Essig, Reismehl und Sandelholz. Ihr gesamter Körper wird in einen weißen Tempelsarong wie in ein langes Gewandt gewickelt und darüber trägt sie ihren eigenen Sarong um die Hüften gewickelt und ihre Hände werden über der Brust gefaltet. Die Handgelenke der Toten werden mit einer Art Ritualgeld, den so genannten Kepengmünzen geschmückt und auf die Augen wird Glas und auf die Nase wohlriechende bunte Blüten auf die Zähne, Arme und Beine werden Nägel gelegt. Alle dieser Schmuck hat eine Rituelle Bedeutung und die Frau des Priesters, der auf dem Berg lebt, leitet dieses Ritual mit großer Kenntnis. Nach der Wiedergeburt sollen die Augen wie Spiegel strahlen, die Zähne, Arme und Beine sollen hart wie Eisen sein und der Atem so rein wie der Blütenduft. Danach wird die Verstorbene noch am selben Tag der Erde übergeben. Dazu wird nachher eine Prozession zum Friedhof in Amed stattfinden, wo die Verstorbenen auf einem Bambusgestell, dass gerade gebaut wird, aufgebahrt und von den Dorfeinwohnern zu ihrer vorläufigen Ruhestätte getragen wird. Nachdem die Begleiter zurück nach Hause kommen, waschen sie sich im Meer, um den Körper, der durch den Kontakt mit der Toten als unrein gilt, zu reinigen. Vor jedem Haus glimmt die Nacht über eine Kokosnuss, die die verstorbene Seele daran hindern soll, in ein Haus einzudringen und keine Ruhe zu finden. Nachdem sie sich in Erde aufgelöst hat, muss der Körper noch zu Luft, Feuer, Wasser und Atmosphäre werden. Die Religion legt die Menschen hier schon ein wenig in Fesseln, denn sollte der verstorbene Körper diese Prozesse nicht durchlaufen, weil ihre Kinder kein Geld für die Prozessionen haben, so bringt dies Nachteile für die Enkelkinder der Verstorbenen. Die meisten Balinesen sind gezwungen den Körper erst einmal zu begraben und mit der unglaublich teuren Verbrennung zu warten bis die Familie genug Geld hat oder sich mehrere Familien zusammen finden. Dies kann Jahre dauern, bis das für die Verbrennungsfeier nötige Geld zusammen gekommen ist. Manche Familien verkaufen sogar ihr Land, um die Verbrennung durchführen zu können. Viele der ärmeren Familien schließen sich zu Massenverbrennungen zusammen, um die anfallenden Kosten für die Verbrennungsfeier zu verringern.
Die eigentliche Verbrennung stellt nur den Höhepunkt der Feierlichkeiten dar, denn bereits Monate vorher wurde vom Priester im Kalender ein günstiger Zeitpunkt für die Zeremonie festgelegt. Auch meine Nachbarn auf der gegenüberliegenden Seite haben so eine Zeremonie vor sich und suchen bereits Käufer für ihr Land in Bunutan.
Kommt dieser Zeitpunkt so wird der Leichnam des Verstorbenen wieder ausgegraben oder seine Überreste und in einen hölzernen Turm (Wadah) gebettet und in lustigen Zeremonien zum Verbrennungsplatz getragen. Die balinesischen Teilnehmer einer solchen Totenverbrennung scherzen und lachen, sie sind fröhlich und ausgelassen, denn an diesem besonderen Tag wird die Seele des Verstorbenen endlich befreit und kann ein neues Leben beginnen. Die Höhe des mit buntem Papier verkleideten Bambusturms richtet sich nach dem Stand des Verstorbenen. Heute darf dann keine Träne mehr fließen, es muss ein lustiger Tag sein, der die Seele nicht an die Erde bindet sondern ihr ermöglicht den Körper zu verlassen. Dazu spielt eine Gamelan-Gruppe, Opfergaben werden bergeweise aufgebahrt und je nach Kastenzugehörigkeit wurde filigran ein Tier für die Verbrennung geschnitzt. Dieses Tier stellt den Kremationssarg dar (Patulangan). Meist handelt es sich dabei um einen ausgehöhlten Baumstamm, der mit Stoffen und buntem Papier verkleidet ist. Das Tier kann je nach Kastenzugehörigkeit ein weißer Stier oder weißer Bulle sein oder ein geflügelter Löwe, ein Hirsch oder Elefantenfisch. Am Verbrennungsplatz werden die Überreste des Verstorbenen in dieses Tier mit den Opfergaben hinein gegeben. In nur wenigen Minuten geht dann alles in Flammen auf. Ist alles heruntergebrannt wird die Asche wieder eingesammelt und in einer festlichen Prozession dem Meer übergeben. Erst dann ist die Seele vollständig vom Körper befreit.
Auch wir wurden Zeugen solch einer großen Verbrennung. Stirbt ein Angehöriger einer hohen Kaste, so wird er in einem weißen oder in einem schwarzen Stier verbrannt. Das Ereignis wird mehrere Tage gefeiert und kostet die Angehörigen Unmengen von Geld, die in der Regel nur durch Landverkauf zu finanzieren. In einem hohen Holzturm tragen die Verwandten und Freunde den Sarg mit dem Leichnam unter Gamelan Klängen von Lippah aus zum Verbrennungsplatz am Meer. Dabei drehen sich die Träger des Bambusgestelles, auf dem der Sarg ruht, um die bösen Geister abzuschütteln und um die Seele des Verstorbenen zu verwirren, damit sie nicht wieder Heim findet, sondern sich auf den Weg in die nächste Inkarnation macht. Als das Bambusgerüst endlich neben dem Verbrennungsgerüst niedergelassen wird, holen die nächsten Angehörigen den Sarg aus dem Turm und platzieren ihn in dem künstlerisch gestalteten schwarzen Stier, der im Anschluss in Flammen aufgehen soll. Der Verstorbene gehörte einer hohen Kaste an, daher wird er in einem Stier in Flammen aufgehen.
Die Verbrennung stellt jedoch nur den Höhepunkt der Toten-Zeremonien statt, die von Kaste zu Kaste und von Ort zu Ort verschieden aussehen, aber immer sehr beeindruckend sind. In der Religion und im Glauben der Hindus Balis ist fest verankert, das das Leben aus drei Ebenen besteht. In der Oberwelt leben die Götter und er stellt ebenfalls den Aufenthaltsort der vergöttlichten Ahnen dar (Pura Puseh, den Himmel), wir Menschen leben auf der so genannten Mittelwelt (Pura Desa, der Erde) und dann gibt es im balinesischen Glauben auch noch die Unterwelt, in der die Dämonen und die Todesgöttin Durga hausen und die täglich durch Opfergaben beruhigt werden muss (Pura Dalem, der Hölle).
Mit dem Tod fällt der Mensch in diese Unterwelt und wird zum Diener des Totengottes Batara Yama. Die Seele des Verstorbenen irrt so lange in der Nähe des Verstorbenen umher, bis der Körper beerdigt und damit der Unterwelt zugeführt wird. Bei der späteren Ausgrabung vor der Verbrennung gewinnt auch die Seele des Toten wieder Einlass in die Menschenwelt und erfährt erst dann endgültige Erlösung, wenn der Körper den Flammen überantwortet worden ist. Dann wird der Körper seinem Ursprung und die Seele Gott zurückgegeben.
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